Montag, 23. April 2012


El Chalten


Nach unserer Rückkehr feiern wir unseren Gipfel erst mal richtig. Bei einem grossen Stück Fleisch und einer Menge Bier und Schnaps geht die Party bis in den Morgengrauen. Beim Wetter studieren am nächsten Tag sehe ich, dass es in drei Tagen wider 24 Stunden schön werden soll. Das heisst wir haben zwei Tage, um uns auszuruhen und unser nächstes Ziel ins Auge zu fassen.
Wir entscheiden uns für die Aguja Poincenot, 3002 m.ü.M. Das ist der dritt höchste Berg des Fitz-Roy-Gebietes und hat mit der Whillans-Cochrane-Route (650m, 5+, 70°) einen für Patagonien einfachen Aufstieg. Der Ausgangspunkt für diese Tour ist nicht mehr im Torre Tal, sondern am Paso Superior auf der anderen Seite des Berges. Da wir beim letzten Mal im Torre Tal das wichtigste Kletter- und Biwak-Material schon nach El Chalten getragen haben, brauchen wir jetzt nur noch Essen und Gas einzukaufen.

Pause

Wetter Studium
Paso Superior

Nach einem ausgedehnten Frühstück geht’s am 7. Dezember von El Chalten Richtung Paso Superior. Mit möglichst wenig Gepäck geht der Weg durch die Urwälder Patagoniens, am Camp Rio Blanco vorbei hoch zum Lago de los Tres. Hinter dem See beginnt der Gletscher, über welchen wir zum Paso Superior kommen. Nach rund sechs Stunden erreichen wir unser Ziel von heute und können uns einen guten Platz zum Schlafen sichern. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Schnee schmelzen und rumfaulenzen. Es kommen immer mehr Bergsteiger mit den unterschiedlichsten Zielen an. Es ist eine super Stimmung und alle geniessen das gute Wetter.

Li. Aguja St Exupery, Rafael, Poincenot, Fitz Roy, Mermoz, Guillaumet

Lago del los Tres

Kletterer am Paso Superior

Stefan beim Nachtessen

Paso Superior Insel für gestrandete Bergsteiger

Blick in die weite Patagoniens

Aguja Poincenot, 3002 m.ü.M.

Das Biwak ist herrlich und ich höre nicht mal den Wecker. So erwachen wir eine gute halbe Stunde später als geplant. Nach einem kleinen Frühstück geht es über den Gletscher Richtung Bergschrund, welcher sich nicht ganz einfach überwinden lässt. Die Rampe ist erreicht, sie bietet uns super Kletterei in einer wunderbaren Morgenstimmung. Am Ende der Rampe sind es zwei kombinierte Seillängen, die auf die Südschulter führen. Die weiteren 300 Meter bis zum Gipfel sind dann nicht mehr so schwierig und es geht gut voran. Als wir um 11:00 Uhr auf dem Gipfel stehen, ist der Himmel wolkenlos und es ist wieder ein unglaubliches und grandioses Gefühl, nur eine Woche nach dem Fitz Roy auf dem nächsten grossen Gipfel zu stehen. Weil der Wind auf der Westseite ziemlich stark bläst, seilen wir nur mit einem Seil ab. So geht’s nur langsam voran, jedoch ist die Gefahr eines Seilverhängers viel kleiner. Über die windabgewandte Rampe geht es dann mit 2 Mal 60 Meter wieder schneller. Der Schnee auf dem Gletscher ist total durchnässt, darum sinken wir bei jedem Schritt bis zur Hüfte ein. Zurück am Paso Superior wird das Biwak-Material zusammengepackt, gegessen, getrunken und weiter immer Richtung El Chalten. Pünktlich zum Abendessen sind wir bei unserem Haus. Jedoch hat keiner von uns Lust zu kochen. Also ab zu Eduardo in die Braseria.
Nach dem Bergschrund

In der Rampe
Klettern mit Torres im Rücken

Stefan on Top

Marcel on Top

nice

Cumbre-Cumbre-Cumbre-Cumbre-Cumbre...........

Abseilen im Hintergrund der Lago de los Tres

Stefan im Abstieg nach der Pause am Superior

Auf dem Weg nach El Chalten

Li. Aguja de la S, St Exupery, Rafael, Poincenot

Bei Eduardo in der Braseria

Aguja Rafael, 2482 m.ü.M.

Fünf Tage nach unserer Poincenot-Besteigung befinden wir uns schon wieder im Torre Tal. Es soll für die kommenden zwei Tage gutes und warmes Wetter geben. Am ersten Tag geht’s Richtung Aguja Rafael. Der Fels in der Route (Anglo-American, 400m, 6c) ist genial und die Risse ein Traum zum klettern. Je näher wir zum Gipfel kommen, desto mehr pfeift uns der Wind um die Ohren. Es ist schwierig, das Gleichgewicht zu behalten und als ich auf einer Platte 30 Meter unter dem Gipfel kaum mehr klettern kann und mit technischer Kletterei auch nichts zu machen ist, werden wir zum Rückzug gezwungen. Beim Abseilen gibt es dann auch noch einen Blick in die Tour des nächsten Tages.
Frühling im Dezember

Li. Fitz Roy, Poincenot, Rafael, St. Exupery, de la S

Rafael

Traum Risse und Verschneidungen

Aguja Desmochada

Noch geht`s mit dem Wind

Rückzug

Saint Exupery

Schade

Aguja Saint Exupery, 2558 m.ü.M.
Weil die Tour total west-exponiert ist, wird erst um 8:00 Uhr morgens gestartet. Nach einer guten Stunde sind wir beim Material-Depot, packen alle Cams und Seile ein und weiter geht es zum Einstieg. Gegen 11:00 Uhr beginnt die Kletterei in der Route Chiaro di Luna (800m, 6c). Vor uns ist bereits eine Seilschaft einige Seillängen über uns. Der Fels ist trocken und es geht in perfektem Granit gut voran. Nach der fünften Seillänge kommt auch die Sonne und es wird schön warm. Nach einer kurzen Pause lassen uns die zwei Kletterer den Vortritt. Länge um Länge immer Richtung Gipfel. In super Risssystemen im sechsten und siebten Schwierigkeitsgrad. Da keinerlei Sicherungen stecken, braucht es ein gutes Gespür für die richtige Routenwahl. Nach gut sechs Stunden klettern stehe ich schon wieder auf einem gigantischen Gipfel Patagoniens. Nebenan sind zwei Seilschaften auf der Aguja Rafael. Durch die warmen Temperaturen ist unser Getränkevorrat schon lange weg. Wir essen Schnee und trinken jede Pfütze aus, die wir finden. Gegen 18:00 Uhr abends beginnen wir mit der Abseilerei. Es braucht nochmals die volle Konzentration und ein gutes Auge, um keine Schlinge oder keinen Stand in dieser riesigen Wand zu verpassen. Bei Sonnenuntergang stehen Stefan und ich wieder am Einstieg. Die Freude ist riesig! Beim letzten Licht erreichen wir unser Zelt, wo es Essen und Trinken gibt.
Stand in der Chiaro di Luna

Stefan in der 6c Länge

Pause

Hammer Fels

Noch vier Längen bis zum Gipfel


Ausstiegslänge

Cumbre Nr. 7.
Jens Holsten, Joel Kauffman and Mikey Schaefer (USA)
bei der Erstbegehung an der Poincenot
Rise of the Machines
900m (650 new) 6c A2+
Für einen ganz kurzen Moment gehört der Gipfel dir
Dannach gehörst du wider dem Berg.

Abseilpiste

Zurück beim Einstieg
Weg zurück

Das Ziel für den nächsten Tag ist bekannt: wir müssen alles Material nach El Chalten bringen. Zum Frühstück gibt es nicht mehr viel und die folgenden sechs Stunden sind eine ziemliche Plage. Im Dorf eingetroffen, sind die Schmerzen schnell vergessen und es startet wieder mal eine grosse Party mit dem halben Dorf, die alle zusammen den Patagonischen Traum leben.




Hasta luego Patagonia

Meine zwei Monate sind nun auch um, so geniesse ich noch die letzten Tage im Land der Stürme und bin überglücklich über meine Gipfelerlebnisse und die Zeit hier in Patagonien. Nach einer zweitägigen Reise komme ich am 22. Dezember in Zürich an und freue mich riesig, meine Liebsten wieder zu sehen.



Am Ende einer Reise:

Aguja Media Luna (Rubio y Azul, 350m, 6c)
Cerro Standhardt (Exocet, 800m, 6a, WI5)
Cerro Solo (East face, 50° 4)
Fitz Roy (Supercanaleta, 1600m, 6a+, 90°)
Aguja Poincenot (Whillans-Cochrane, 650m, 5+, 70°)
Aguja Saint Exupery (Chiaro di Luna, 800m, 6c)
Aguja de la S (Austrian, 350m, 5+, 50°)

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