Dienstag, 17. April 2012

Cumbre-Cumbre


Aguja de la S, 2335 m.ü.M.

Am 9. November scheint das Wetter es nochmals zu erlauben: Zusammen mit Ueli klettere ich auf die Aguja de la S. Unter den riesigen Wänden und Gipfeln erscheint dieser Gipfel nur ganz klein. Doch auch das ist eine sehr schöne Tour mit moderaten Schwierigkeiten, nach dem Zustiegs-Couloir geht es im 5. Grad über die Nordkante. Der Himmel ist schon zugezogen und der Wind lässt uns spüren, dass unsere Zeit im Torre Tal langsam zu Ende geht. In der kommenden Nacht ist an Schlaf nicht zu denken. Unser Zelt wird fast weggefegt, um 03:00 Uhr haben wir genug und verlassen das Zelt. Innert wenigen Minuten ist das Material in den Säcken verstaut und der Rückmarsch beginnt. Zum Teil auf allen Vieren kämpfen wir gegen den Wind an, es ist unglaublich, diese Naturgewalt zu erleben. Gegen 10:00 Uhr morgens erreichen wir El Chalten. Da wir für den Rückmarsch nichts zu essen hatten, war der Hunger am Frühstückstisch riesig.
Niponino Camp
Cumbre Party nach Cerro Standhardt
Couloir Richtung Aguja de la S
Nordkante 3.Seillänge

Verschneidung 5. Seillänge

Kurz unter dem Gipfel

Cumbre

Ueli hoch über dem Torre Gletscher

Gipfel Aguja de la S

Lunch und Gas für kommende Schön- Wetter-Tage


In den kommenden Tagen ist das Wetter typisch für Patagonien. Der Wind ist immer da, die Sonne und der Regen wechseln sich im Tagesverlauf jedoch mehrfach ab. Langsam neigt sich auch der erste Monat seinem Ende zu und die drei anderen Jungs werden ihre Heimreise antreten. Für den zweiten Monat habe ich mit Markus Locher abgemacht. Doch eines Tages kommt die erschreckende Nachricht, dass er sich bei der Arbeit die Hand verletzt hat und einen Monat nicht klettern darf. So geht für mich die Suche los. Doch wer hat schon Zeit, ganz spontan im Dezember einen Monat nach Patagonien zu fliegen und da auf gutes Wetter zu hoffen? Die Suche ist sehr schwierig und mühsam. Bis Stefan Suhner von meiner Situation erfährt. Als es dann konkret wird, zögert er nicht lange und schliesst seine Ein-Mann-Schreinerei für einen Monat. So bin ich als Bergführer mit einem guten Freund unterwegs!


Cerro Solo, 2121 m.ü.M.

Bevor Marco, Sämi und Ueli abreisen, gibt es am 16. November nochmals für ein paar Stunden ein kleines Wetterfenster. Nach einem gemütlichen Biwak mit Lagerfeuer geht es um 03:00 Uhr los. Wir wollen bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel stehen. Der Anstieg ist gemütlich, so wie eine schöne Hochtour in den Alpen. Doch das einmalige Panorama erinnert daran, wo wir sind. Es ist wunderbar, kurz nach Sonnenaufgang stehen wir auf dem Gipfel. Der Cerro Torre ist in einer dicken Wolke eingepackt und der Fitz Roy hat eine ziemliche Wind- und Schnee-Fahne.

Wolkenwalze über Torre Gruppe

Torre Tal mit Cerro Solo links

Biwak im Wald

Schlafplatz

Abend

Fitz Roy im ersten Licht
 
Sonnenaufgang Lago Viedma

Gipfel Cerro Solo
Ueli und Marco beim Bergschrund im Abstieg

Apéro vor unserem Haus


Wind und Schnee

Nun ist Stefan angekommen und ist natürlich voller Hoffnung und Erwartungen. Die letzten Tage des Novembers waren dann wirklich mies vom Wetter her und das letzte gute Wetterfenster liegt nun auch schon gute drei Wochen zurück. Es schneit bis nach El Chalten runter, sodass man auch nicht sportklettern oder bouldern kann. Gut - wenn wir ehrlich sind, wir sind ja auch nicht hier um zu bouldern. Auf Anfang Dezember wird gutes Wetter gemeldet. Die Stimmung steigt rasant und das ganze Bergsteigerdorf ist im Aufbruch. Wir machen uns am 29. November auf in Richtung Torre Tal. Weil für den nächsten Tag nochmals ziemlich viel Wind angesagt ist, zelten wir nicht im Niponino, sondern gehen zum Polacos Biwak, wo man unter einem riesigen Block gut vom Wind geschützt die Nacht verbringen kann.
Nasser Hund
Louis und Toni beim Steine suchen

:-)
Cerro Torre mit Stefan




Biwak Polacos
Torre Massiv
Stefan im Biwak

Fitz Roy, 3401m.ü.M, Supercanaleta

Wir starten nicht besonders früh, weil der Sturm noch recht stark ist. Gegen 06:00 Uhr morgens verlassen wir das Biwak und steigen Richtung Supercanaleta hoch. Der Weg zum Bergschrund alleine beinhaltet eine 650 Meter hohe Wand, welche nicht unterschätzt werden darf. Der Neuschnee der letzten Tage macht mir zu schaffen, so spure ich die 800 Höhenmeter bis zum richtigen Einstieg knietief. Gegen 10:30 Uhr steigen wir in die Supercanaleta ein. Die Temperaturen sind tief und der Wind fegt über den Berg hinweg. Uns ist klar, dass bei einem solchen Wind der Ausstieg unmöglich ist. Jedoch hatte der Wetterbericht für den nächsten Tag weniger Wind angesagt. Über den Bergschrund geklettert, kommen wir die ersten tausend Meter gut voran. Unter dem Block Empotrado machen wir eine Stunde lang Pause. Unser Ziel für heute ist noch acht Seillängen über uns. Die erste Länge hatte kein Eis, wodurch ein sportlicher Überhang zu klettern ist. Der Rest war dann wider super Kletterei im oberen fünften Schwierigkeitsgrad und mit Eispassagen um 90°. Kurz vor dem Biwak kommt noch eine sehr ungemütliche Stelle! Am Ende einer senkrechten Eispassage hängt eine Leiche, die man überklettern muss. Der Biwakplatz ist dafür sehr vielversprechend. Es hat Platz genug, damit wir beide liegen können. Wir machen es uns bequem, essen, trinken und richten uns für die kommende Nacht ein. Während dessen hat der Sturm noch kein bisschen nachgelassen und es rüttelt ziemlich am Schlafsack. So vergeht die Nacht nur langsam. Nur der unglaubliche Blick aus dem Schlafsack motiviert uns.


Zustieg Supercanaleta

Im unteren Teil des Couloir

Nach der Pause

Leichtes Gelände kurz vor dem Biwakplatz

Biwak

 Essen

Patagonisches Inlandeis
Bereit für die Nacht

Blick aus dem Schlafsack


Es dämmert langsam und der Wind lässt nach. Als ich meinen Kopf aus dem Schlafsack strecke, sehe ich zwei Kletterer, die von unten kommen. Das zeigt, dass noch weitere Seilschaften heute Morgen eingestiegen sind. Schnell stehen wir auf, packen das Material zusammen, deponieren Schlafsack und Kocher und beginnen ohne Frühstück zu klettern. Nacht zwölf anspruchsvollen Seillängen stehe ich unter der Schlüssellänge, ein mit Schnee und Raim Ice gefüllter Off-White-Riss, der mit 6+ bewertet ist. Aus Gewichtsgründen kam der 4. Camlot nicht mit, womit die Absicherung nicht einfacher wurde. Nach gut zehn Meter steckt ein Schlaghaken. Es ist sehr mühsam, sich diesen Riss hochzuschieben. Kurz unter dem Stand gelingt es mir, noch einen Camlot zu legen. So kommen wir auf den Nordgrat und kletten bis zum höchsten Punkt, von wo aus wir 30 Meter abseilen. Von der Scharte geht es dann im kombinierten Gelände in einer halben Stunde zum Gipfel. Unglaublich fantastisch ist es auch auf diesem Gipfel und die Freude ist riesig. Der Himmel ist leider bedeckt, so beginnen wir nach einer kurzen Pause mit dem langen Abstieg. Nach sechs Stunden und circa 35 Mal Abseilen stehen wir wieder am Bergschrund der Supercanaleta. Weitere drei Stunden bringen uns zu unserem Ausgangspunkt, wo wir um 21:00 Uhr ankommen. Nach dem Nachtessen freuen wir uns ziemlich auf den Schlafsack.

Tag zwei
Mixet Gelände

Stand

Vor der Schlüssel stelle

Off-White-Riss

Stefan im Ausstieg
Blick vom Nordgrat

Kalter Wind

Cumbre-Cumbre

Stefan auf dem Fitz

Abseilen

Blick zurück

Zurück im Polakos

Polakos Biwak

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